Mittwoch, 6. Juni 2007

Gimme SEX! - Pornografie im Internet

Pornografie ist eine Erfolgsgeschichte des Internets, über die keine Bücher verfasst werden, deren Anbieter sehr selten zu Pressekonferenzen laden und über die die meisten User keine großen Reden schwingen. Ohne Zweifel zählt diese Branche aber zu einer der erfolg- und ertragreichsten im WWW. Die Pornoindustrie hat im Internet das ideale Medium gefunden.
Die Geschichte der Darstellung des nackten menschlichen Körpers ist lang, beginnend mit Erotik auf Vasen des antiken Griechenlands, nackter Engel und Götter auf den Wänden und Decken barocker Kirchen bis hin zu den wiederkehrenden Motiven in der klassischen und besonders in der modernen Malerei. Der Umstand, dass Sex kein absolutes Tabuthema mehr war, ermöglichte die Verbreitung erotischer und sexueller Inhalte in Zeitschriften und Magazinen im vorigen Jahrhundert. Diese Medien werden aber von der Internet-Pornografie mit Leichtigkeit übertroffen. Die Gründe dafür sind simpel: Die Anonymität des Webs ist der ausschlaggebende Faktor, daneben sind die dauerhafte Verfügbarkeit, die einfach Diffusion und kostengünstige Angebote signifikant.
Dass Pornografie, besonders “harte Pornografie“ (z. B. Sodomie, Pädophilie, Sadismus, ...), sowohl rechtlich als auch soziologisch problematisch sind, sei hier außer Acht gelassen. Wirtschaftlich gesehen ist die Branche höchst erfolgreich:
Jede Sekunde werden $3.075,64 in diesem Bereich ausgegeben (rund $185.000 pro Stunde). Jede Sekunde sehen sich 28.258 User pornographische Inhalte im Netz an. Jede Sekunde suchen 372 User mit erotischen Suchbegriffen nach entsprechenden Inhalten. Alle 39 Minuten wird ein neues Video in den USA produziert. Insgesamt betrug der Umsatz der Branche im Jahr 2006 $97,06 Milliarden US-Dollar. Das ist mehr als der Umsatz der folgenden Firmen zusammengenommen: Microsoft, Google, Amazon, eBay, Yahoo!, Apple, Netflix und EarthLink. Deutschland gehört mit $640.000.000 zu den kleineren Ländern auf der Verdienstliste. Ganz oben sind China ($27,40 Milliarden), Süd-Korea ($25,73 Milliarden), Japan ($19,98 Milliarden) und die USA ($13,33 Milliarden).
Laut dem Report [von Internet Filter Review – TopTenReviews, 2007; Anm. d. Autors] gibt es aktuell 4,2 Millionen Adult Websites (12% aller Websites). Pro Tag werden 68 Millionen Suchanfragen gestellt, die sich in Adult einsortieren lassen (25% aller Suchanfragen). Pro Monat besuchen weltweit 72 Millionen User pornographische Websites. (1)

Den gesamten Bericht findet man unter http://internet-filter-review.toptenreviews.com/internet-pornography-statistics.html. Es muss angemerkt werden, dass die Daten schwer zu überprüfen sind und dass leicht Verfälschungen auftreten können, da „adult-“ und „sex-searches“ nicht immer ausschließlich pornografische Websites anzeigen müssen. Sollten die Daten auch nur zur Hälfte wahr sein, so sind sie immer noch alarmierend und bezeichnend für unsere Zeit. Die größten Anbieter sind börsennotierte Unternehmen mit Millionenumsätzen und jeder zweite Internetuser besucht besagte Websites – wie viele würden das aber zugeben?


(1) Internet Filter Review: Statistik zur Pornographie 2007; Oliver Karthaus; 19.3.07; http://blog.awm-resource.de/2007/03/19/internet-filter-review-statistik-zur-pornographie-2007

(geschrieben von: R.Falk)

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